
01. März 2024
Internet-Zero-Transitionspläne werden bald u.a. über die CSRD regulatorisch verpflichtend.
Doch was ist bei der Implementierung als Finanzinstitut zu beachten und welche Datenquellen und Instruments sind verfügbar? Was sind die gesetzlichen Anforderungen? Und welche Qualitätskriterien muss ein Internet-Zero-Transitionsplan erfüllen?
Wie Finanzinstitute Internet-Zero-Transitionspläne umsetzen können
Internet-Zero-Transitionspläne sind ein wichtiges Instrument für Unternehmen, um mit ihren Klimazielen sowie entsprechenden Maßnahmen den Kapitalmärkten und weiteren Stakeholdern zu verdeutlichen, dass sie sich glaubhaft für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels einsetzen. Diese Pläne fungieren als konkreter Handlungsplan für Unternehmen, indem sie Ziele, Verantwortlichkeiten, Metriken sowie Zeitpläne zur Erreichung von Internet-Zero-Klimazielen festlegen und so den komplexen Prozess der schrittweisen Dekarbonisierung unterstützen. Sie legen die Klimastrategie des Unternehmens sowie die operative Umsetzung dar. Dabei schaffen sie auch Transparenz für Stakeholder, Investoren, Regulierungsbehörden und Mitarbeitende, indem sie klarstellen, wie das Unternehmen seinen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leistet. Sie bieten einen umfassenden Rahmen, der nicht nur die regulatorischen Erwartungen erfüllt, sondern auch die Transparenz fördert und die Entscheidungsfindung lenkt.
Der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, insbesondere durch die Reduzierung der von ihm finanzierten Emissionen. Die Entwicklung und Umsetzung von Internet-Zero-Transitionsplänen stellen jedoch eine komplexe Aufgabe für Finanzinstitute dar. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, relevante Klimadaten ihrer Portfoliounternehmen zu beschaffen, da diese oft nicht verfügbar sind. Zusätzlich sind Finanzinstitute mit einer Vielzahl weiterer Hindernisse konfrontiert, darunter:
-
Verschiedene Ansätze zur Erstellung und Mangel an Ansätzen zur Bewertung von Internet-Zero-Transitionsplan
-
Mangel an extern standardisierten Methoden zur Berechnung von Emissionen, da verschiedene Rahmenwerke unterschiedliche Assetklassen und Aktivitäten abdecken
-
Konkrete Operationalisierung von Zielen und Strategien bspw. durch Verknüpfung von Finanzierungspolitik mit sektoralen Zielen
-
Allokation von (Human-)Kapital und Erfahrung zur Entwicklung & Umsetzung von Internet-Zero-Transitionsplan
Regulatorische Anforderungen
Zukünftig kommen verstärkt regulatorische Verpflichtungen auf Unternehmen bezüglich Internet-Zero-Transitionspläne auf Unternehmen und Finanzinstitute zu. Generell kommen die Anforderungen aus drei verschieden Bereichen:
-
Finanzregulierungen
-
Sustainable Finance Regulierungen
-
Freiwillige Rahmenwerke
Im Rahmen der Finanzregulierungen ist vor allem die Capital Requirement Regulation (CRR) zu nennen. Diese erfordert im Kontext von Internet-Zero-Transitionsplänen die Offenlegung von sektoralen “Alignment Metrics” (bspw. durchschnittliche Gramm CO2 professional Personenkilometer in der Luftfahrt) und deren Abstand zum Worldwide Power Company Internet Zero Emissions (IEA NZE) 2050 Zielwert für das Jahr 2030 in Prozent. Die Angaben müssen erstmals Mitte dieses Jahres in Template 3 erfolgen. Darüber hinaus ist neben dem aktuellen Wert die Angabe und Setzung eines Dreijahres-Ziels professional Alignment Metric und professional Sektor verpflichtend.
Indirekte Anforderungen im Zuge der Finanzregulierungen finden sich auch im Versicherungsbereich vor allem in Bezug auf Solvency II. Diese Richtlinie wurde in der Gestalt überarbeitet, dass künftig zu quantifizieren ist, welche Kapitalanlagen physischen und transitorischen Klimarisiken ausgesetzt sind.
Innerhalb der Sustainable Finance Regulierungen erfordert die Company Sustainability Reporting Directive (CSRD), welche ab 2024 für Unternehmen stufenweise anzuwenden ist, dass Finanzinstitute und Unternehmen ihren Internet-Zero-Transitionsplan offenlegen müssen, sofern sie einen haben. Wenn nicht, müssen sie angeben, ob und wenn ja, wann sie beabsichtigen, einen zu entwickeln. Die Berichterstattung erfolgt im Rahmen des Klimastandards E1-1 der European Sustainability Reporting Requirements (ESRS).
Indirekte Anforderungen kommen auch aus der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR). Die SFDR verlangt von Finanzunternehmen, über den Indikator “Investitionen in Unternehmen ohne Initiativen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen” (Principal Antagonistic Affect (PAI) Indicators, Tabelle 2, Indikator Nr. 4) zu berichten, was wiederum die Offenlegung des Anteils der Portfoliounternehmen ohne Internet-Zero-Transitionspläne erfordert.
Bei der Implementierung von Internet-Zero-Transitionsplan können auch freiwillige Rahmenwerke Hilfestellung leisten. Hierbei sind vor allem die Rahmenwerke der Job Pressure on Local weather Associated Monetary Disclosures (TCFD), Glasgow Monetary Alliance for Internet Zero (GFANZ), Carbon Disclosure Challenge (CDP) und The Transition Plan Taskforce (TPT) Disclosure Framework zu nennen.
Step-by-Step strategy/ Qualitätskriterien
Doch wie genau wird ein Internet-Zero-Transitionsplan aufgestellt und was sind die ersten Schritte? Und welche Qualitätskriterien sollte ein glaubwürdiger Internet-Zero-Transitionsplan erfüllen?
Für die Erstellung und Implementierung hat PwC einen sechsstufigen Step-by-Step Method definiert, welcher im folgenden kurz erläutert werden soll.
-
Metriken und Emissionen
In einem ersten Schritt geht es darum, relevante Metriken und eine Baseline für die Messung der jeweiligen Emissionen festzulegen, damit sich ein Überblick über das aktuelle Publicity des entsprechenden Portfolios verschafft werden kann.
-
Zielsetzung
Der zweite Schritt ist die Festlegung von Klimazielen im Einklang mit der 1,5°C-Grenze und die Auswahl geeigneter Requirements und Metriken für wesentliche Anlageklassen und Sektoren. Dies ermöglicht die Steuerbarkeit des Internet-Zero-Transitionsplans.
-
Definition von Maßnahmen
Um spezifische Maßnahmen zu entwickeln, müssen zuerst emissionsintensive Sektoren und deren Dekarbonisierungsstrategien identifiziert werden. Internet Zero Transition Pathways sollten dann in Marktstrategien und Finanzierungsrichtlinien integriert werden. In dieser Section sind klare Strategien für das Engagement wichtig, um sicherzustellen, dass die Ziele eng mit spezifischen Maßnahmen verbunden sind. Ebenso dient dieser Schritt dazu, dass man auch die Bewertung der aus der Transformation resultierenden Risiken und Chancen berücksichtigt.
-
Unternehmensstrategie & Finanzplanung
Bei diesem Schritt geht es darum, den Internet-Zero-Transitionsplan in die allgemeine Geschäftsstrategie und die Finanzplanung zu integrieren, um sicherzustellen, dass Klimaziele in die Entscheidungsfindung und den Geschäftsbetrieb integriert sind.
-
Governance
Eine effektive Governance und ein transparentes Leistungsmanagement sind von entscheidender Bedeutung
bei der Umsetzung eines Internet-Zero-Transitionsplans. Dieser Schritt umfasst die Genehmigung des Internet-Zero-Transitionsplans von Verwaltungs-, Administration- und Aufsichtsorganen sowie die Einbettung in das Vergütungssystem.
-
Berichterstattung
Eine transparente und nachvollziehbare Berichterstattung ist ein zentraler Aspekt bei der Umsetzung eines Internet-Zero-Transitionsplans. Dieser Schritt unterstreicht die Notwendigkeit, den regelmäßig aktualisierten Internet-Zero-Transitionsplan gegenüber Stakeholdern oder der Öffentlichkeit offenzulegen und eine konsistente jährliche Berichterstattung zu gewährleisten, die den tatsächlichen Fortschritt mit dem geplanten Fortschritt vergleicht.
Um seinen Zweck als strategisches Planungs- und externes Kommunikationsinstrument erfüllen zu können, muss ein Internet-Zero-Transitionsplan bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Eine kurze Übersicht der entsprechenden Kriterien finden Sie in der untenstehenden Tabelle.
Qualitätskriterien für einen glaubwürdigen Internet-Zero-Transitionsplan
|
|
Valide & klar
|
Der Internet-Zero-Transitionsplan und die zugrunde liegenden Daten sollten richtig, vollständig, related und klar sein. Materielle Elemente der Wertschöpfungskette sollten beinhaltet sein. Die Darstellung des Plans sollte umfassend und für interessierte Dritte nachvollziehbar sein. Insbesondere sollte dies Informationen zum Internet Zero Pathway umfassen und Informationen inwieweit Daten nicht verfügbar sind oder Schätzungen verwendet wurden.
|
Accountable
|
Klare Governance-Strukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten hinsichtlich des Internet-Zero-Transitionsplans sollten definiert sein. Insbesondere sollte der Plan vom Senior Administration akzeptiert und verantwortet werden. Die Transitionsplanung sollte in die Zielsetzung und Vergütung integriert werden.
|
Kohärent
|
Die Konsistenz zur Finanzplanung und Geschäftsstrategie sollte gegeben sein und diese bei der Transitionsplanung berücksichtigt werden. Der Internet-Zero-Transitionsplan sollte auch in der Geschäftsstrategie (inklusive Funding-Pläne und -budgets) berücksichtigt werden. Kurz-, mittel-, und langfristige finanzielle Auswirkungen des Internet-Zero-Transitionsplans sollten dargestellt werden.
|
Konkret
|
Der Internet-Zero-Transitionsplan sollte konkrete Maßnahmen und Richtlinien zur Umsetzung definieren. Diese sollten auf kurz-, mittel- und langfristige Szenarioanalysen in Übereinstimmung mit dem 1.5° Ziel beinhaltet sein, wobei der Fokus auf dem kurzfristigen Zeithorizont liegen sollte, um die Umsetzung zeitnah zu starten.
|
Flexibel und anpassbar
|
Der Internet-Zero-Transitionsplan sollte messbar sein mit definierten Zielen und Meilensteinen, die eine Fortschrittskontrolle ermöglichen. Die externe Berichterstattung ist gemäß CSRD, TCFD und weiterer Rahmenwerke mindestens jährlich erforderlich. Es sollte eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung des Internet-Zero-Transitionsplans, inklusive Stakeholder Suggestions, erfolgen. Für FS-Institute ist dies insbesondere aufgrund der starken Abhängigkeit der Realwirtschaft erforderlich.
|
Fazit
Finanzinstitute können stark von der Implementierung eines glaubwürdigen Internet-Zero-Transitionsplans profitieren. Internet-Zero-Transitionspläne können nicht nur Risiken mindern und neue Marktchancen eröffnen, sondern auch die Fame der betreffenden Institute stärken, indem sie als Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit wahrgenommen werden. Darüber hinaus tragen realistische Internet-Zero-Transitionspläne dazu bei, die Auswirkungen klimabezogener Ereignisse auf Finanzmärkte abzufedern und die finanzielle Stabilität zu fördern.
Trotz der Herausforderungen, wie der Beschaffung relevanter Klimadaten seitens ihrer Kunden, ist es für Finanzinstitute – nicht zuletzt aufgrund bevorstehender regulatorischer Verpflichtungen – ratsam, frühzeitig mit der Implementierung von Internet-Zero-Transitionsplänen zu beginnen. Dabei können bestehende freiwillige Rahmenwerke als wertvolle Unterstützung dienen und bei der Entwicklung und Umsetzung behilflich sein.
Weitere Informationen hierzu erhalten Sie in unserem Point of View “Implementing a net-zero transition plan as a financial institution”.
Weiterführende Hyperlinks:
Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote.
|
---|
Trending Merchandise